50 Jahren Seniorenbeirat: eine Erfolgsgeschichte

Stand: 12.08.2024

Rückblick auf den Festakt

Am 10. Juli 2024 feierte der Seniorenbeirat der Stadt Erlangen (SBE) sein 50jähriges Bestehen mit einem großen Festakt, zu dem über 100 Gäste kamen. Moderiert wurde das Fest von Petra Mahr als eine der beiden zentralen Veranstaltungen im Rahmen des von den Beiratsmitgliedern vorbereiteten Jubiläums.

Als zweiter Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist eine Fotoausstellung für den Herbst 2024 geplant. Dabei wurde die Frage gestellt, wie es eigentlich ist, wenn man sehr alt wird? Wie viele 100jährige leben in Erlangen? In einem Videobeitrag des SBE wurden einige Erlangerinnen und Erlanger vorgestellt, die 90+, manche sogar über 100 Jahre alt sind! Der Film ist im Rahmen der Fotoausstellung „Unsere Spitzenseniorinnen und -senioren“ entstanden. Ob Klavier spielen oder Rezitieren, ob Geschichte aus dem eigenen Leben oder Gespräche über die Welt – die Gesprächsthemen waren vielfältig.

In einem kurzweiligen Beitrag zur Geschichte des Gremiums präsentierten Felizitas Traub-Eichhorn und Doris-Maria Vittinghoff nach einer ausführlichen Recherche im Stadtarchiv den Rückblick auf 50 Jahre Seniorenbeirat.

Die Vorsitzende des SBE, Dinah Radtke, betonte in ihrer Rede, wie wichtig die Interessenvertretung für Menschen 60+ ist. Dabei ist die Politik gefordert. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit ältere Menschen am Leben in der Gesellschaft teilhaben können z. B. barrierefreie Stadtquartiere, in denen auf die Bedürfnisse alter Menschen geachtet wird, mit alternativen Wohnmöglichkeiten, innovativen Pflegemodellen, öffentlichem Nahverkehr für barrierefreie Mobilität, Nachbarschaftshilfen und Netzwerken zur gegenseitigen Unterstützung  etc.

Mit der Einführung einer sogenannten „Mitfühlenden Stadt“ ließe sich einiges für die ganze Stadtgesellschaft ändern. Eine „Mitfühlende Stadt“ kümmert sich auch um die Bedürfnisse sterbender Menschen. Sterben, Tod und Trauer sollten kein Tabu mehr sein, denn es gehört zum Leben dazu. Notwendig sei aber auch, dass die Menschen wieder sozialer werden und sich wieder mehr umeinander kümmern, auch um Alte und Gebrechliche. Der letzte Lebensabschnitt sollte nicht abwertend betrachtet werden, sondern es sollte auch gesehen werden, dass er Lebensqualität, Zufriedenheit und auch Freude mit sich bringen kann.

Die Zukunft wird für Seniorinnen und Senioren in einigen Jahren eine Altenrechtskonvention bringen, so wie es eine Behindertenrechtskonvention gibt. Diese wird gerade in New York bei den Vereinten Nationen diskutiert. In dieser Konvention werden die Menschenrechte auf die Lebenssituation alter Menschen auslegt und die Staaten sind dann verpflichtet sie einzuhalten. Dadurch werden die Rechte älterer Menschen gestärkt! Das Alter wird aufgewertet und die Lebensleistung alter Menschen mehr gewürdigt.

Elisabeth Wackernagel, Vorsitzende des Kommunalen Seniorenbeirats Jena, schärfte den Blick der Gäste darauf, dass, wenn man die öffentliche Diskussion in den letzten Jahren in den Medien verfolgt hatte, man manchmal den Eindruck gewinnen könnte, als gäbe es nur noch Probleme der Jugend. Sicherlich sind die Probleme der Jugend spektakulärer, nicht zuletzt deshalb, weil sie allzu oft recht lautstark und provozierend vorgetragen worden sind.

Die Sorgen um die Älteren bleiben aber weiterhin sehr aktuell. Das Auseinanderleben der Generationen, das Auseinanderbrechen der großen Familienverbände hat zu einer vielfach anzutreffenden Vereinsamung und Hilflosigkeit gerade älterer Menschen geführt. Ziel jeder sozial verpflichtenden Politik muss es daher sein, so Wackernagel weiter, dass sich unsere älteren Mitbürger nicht isoliert fühlen, sondern in der Gemeinschaft geborgen. Neben einer Verbesserung der wohnlichen und privaten Atmosphäre ist die Förderung des Gemeinschaftssinnes eine gute Medizin gegen den eintönigen Alltag.

Wer an einer Weiterentwicklung unserer Gesellschaft sowie an der Festigung unserer Demokratie interessiert ist, darf das Selbstbestimmungsrecht der älteren Menschen nicht antasten. Der eingeschlagene Weg in der Seniorenpolitik in der Stadt Erlangen, aber auch in der Stadt Jena, muss konsequent weiterverfolgt werden.

Musikalisch umrahmt war der Festakt von Joan Croker und Henry Philipp. Für großes Lachen sorgte die Schauspielerin Lea Schmocker mit ihrem Programm.

Der Seniorenbeirat hat in den zurückliegenden 50 Jahren seinen Platz in der Stadt gefunden und erfolgreiche Arbeit geleistet. Dennoch gibt es noch viel zu tun und der Seniorenbeirat wird weiterhin bei Politik und Verwaltung seine Ideen und Vorschläge einbringen von denen alle Bürgerinnen und Bürger profitieren!

Dinah Radtke