Geld für Gedenkort Heil- und Pflegeanstalt
Stand: 22.09.2023
Der Stadtrat stellt für dieses Jahr 94.000 Euro bereit. Damit soll die Entwicklung des Erinnerungs- und Zukunftsorts in den kommenden Jahren weiter vorangetrieben werden.
Ziel ist es, eine Trägerstruktur für den künftigen Gedenkort zu schaffen und die inhaltliche Konzeption des Gedenkorts vertieft auszuarbeiten. Aus den nun beschlossenen Mitteln finanziert die Stadt unter anderem anteilig eine Stelle an der Friedrich-Alexander-Universität. Sie soll die Satzung für eine Trägerstiftung ausarbeiten.
Im Juni haben sich alle bisher beteiligten Akteure auf den Weg der Stiftungsgründung geeinigt. Für den Freistaat hat Innenminister Joachim Herrmann in den Vorgesprächen eine Beteiligung an der Stiftung in Aussicht gestellt. Die Satzung bildet die Grundlage für eine Stiftungsgründung. Die inhaltliche Konzeption des Erinnerungs- und Zukunftsorts wird auf Grundlage
- des 2020 von Professor Jörg Skriebeleit erstellten Rahmenkonzepts sowie
- unter Einbeziehung der Ergebnisse des jüngst durchgeführten städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerbs
erarbeitet. Bis Frühjahr 2025 soll das Konzept so sein, dass die konkrete Umsetzung ausgeschrieben werden kann. Den Prozess wird eine Steuerungsgruppe lenken. Beteiligt sind
- die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- das Universitätsklinikum
- die Stadtverwaltung.
Geleitet wird die Gruppe von Professor Christoph Safferling. Er ist Lehrstuhlinhaber für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht. Zudem ist Safferling Direktor der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien.
Oberbürgermeister Florian Janik: „In Erlangen wurden während des Nationalsozialismus grausame Medizinverbrechen verübt. Die nationalsozialistischen Krankenmorde, Zwangssterilisationen und andere damit zusammenhängende Verbrechen gerieten viel zu lang in Vergessenheit. Und auch über die Täter wurde nicht aufgeklärt. Wir haben nun die Chance, einen Ort zu gestalten, an dem der Opfer der Euthanasie gedacht werden kann und an dem wir große Zukunftsfragen der Medizinethik diskutieren können. Solche Verbrechen dürfen sich nie wiederholen. Dazu wollen und werden wir einen Beitrag leisten.“
Professor Christoph Safferling: „Ich freue mich sehr, dass die FAU, das Uniklinikum und die Stadt Erlangen nun entschieden voranschreiten, um den Erinnerungs- und Zukunftsort Hupfla zu gestalten. Das Interesse in der Stadtgesellschaft ist riesig. Das ermutigt und weist den Weg zu einem lebendigen und dynamischen Ort, für den alle Verantwortung übernehmen. In der Erinnerung an die menschenverachtenden Verbrechen können wir hier an einem verlässlichen menschenrechtlichen Rahmen für den Umgang mit Kranken und Pflegebedürftigen arbeiten.“
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Lern- und Gedenkort für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Erlangen
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden aus der Heil- und Pflegeanstalt über 900 Patient*innen in den Tötungsanstalten Hartheim/Linz und Pirna-Sonnenstein ermordet. Darüber hinaus starben zwischen 1940 und 1945 etwa 1850 Patient*innen, davon wohl der größte Teil an den direkten und indirekten Folgen mangelhafter Ernährung.
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