Gedenken an Opfer rassistischer Gewalt
Stand: 18.12.2023
10 + 1 - Die Stadt Erlangen erinnert an die zwischen den Jahren 2000 und 2007 neun Menschen mit Migrationsgeschichte und eine Polizistin, die vom NSU ermordet worden sind. Im Sommer 2018 erfolgte die Urteilsverkündung im NSU-Prozess, die weder für Opfer und Hinterbliebene noch für die demokratisch gesinnte Bevölkerung zufriedenstellend ist.
Wir errichten hier diesen Erinnerungsort, der aus elf neu angepflanzten Bäumen besteht. Die Zahl elf ergibt sich aus zehn Bäumen für die zehn Opfer des NSU, den einen Baum widmen wir allen genannten und ungenannten Opfern rassistischer Gewalt. Zwischen 2000 und 2007 wurden 9 Menschen mit Migrationsgeschichte und eine Polizistin vom NSU ermordet.
Die elf gepflanzten Bäume verdeutlichen die Dimension dieses Verbrechens visuell. Gleichzeitig soll der Erinnerungsort ein starkes Signal des Widerstands gegen den rechtsextremistischen Terror senden. Die Stadt Erlangen folgt damit dem Beispiel anderer Städte in Deutschland, die mit dieser Initiative den Opfern gedenken.
Die Namen der getöteten Opfer lauten:
Enver Şimşek
Abdurrahim Özüdoğru
Ismail Yaşar
Süleyman Taşköprü
Habil Kılıç
Mehmet Turgut
Theodoros Boulgarides
Mehmet Kubaşik
Halit Yozgat
Michèle Kiesewetter
Den Morden, die von der rechtsextremistischen Terrorzelle NSU begangen worden waren, wurde nicht mit lückenloser Aufklärung begegnet. Vielmehr wurden die Familien der Opfer verdächtigt. Die Polizei ermittelte gegen die Angehörigen der Ermordeten und die Medien verhöhnten die Opfer, indem sie die Taten als „Döner-Morde“ etikettierten. Auch die Ermittlungen zu den NSU-Verbrechen ließen viele Fragen über die Hintergründe und die Rolle der rechtsextremen Netzwerke und ihrer Hintermänner offen. Im Sommer 2018 erfolgte schließlich die Urteilsverkündung im NSU-Prozess, die weder für Opfer und Hinterbliebene noch für die demokratisch gesinnte Bevölkerung zufriedenstellend ist.
Ein Rückblick auf die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte weist auf begünstigende Umstände für die Verbreitung von Rassismus hin. Dies wird insbesondere im Hinblick auf das Thema Migration deutlich. Die politische Diskussion der Nachwendezeit wurde von einer nahezu hysterisch geführten Debatte um Flüchtlinge und Einwanderung beherrscht und ging mit einer Welle rassistischer Gewalt in deutschen Städten wie Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen einher.
Nicht erst seit dem antisemitisch motivierten Terroranschlag in Halle an der Saale, dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke und dem rechtsextremen Mordanschlag auf neun Migrantin*innen in Hanau offenbart sich mehr und mehr die Gefahr rassistischer Denkweisen und rechtsextremen Terrors. Menschenverachtende Hetze verbreitet sich via Internet, Morddrohungen werden gegen Aktivisten*innen, Politiker*innen und Opfer-Anwälte*innen ausgesprochen. Immer wieder werden Hinweise auf rechtsextremistische Verflechtungen in staatlichen Institutionen wie Polizei und Bundeswehr hinein bekannt.
Die Stadt Erlangen bezieht klar Stellung gegen die Gefahr des rechten Terrors und tritt dieser Entwicklung entschieden entgegen.
Quelle: Pressemitteilung des Landesintegrationsrats NRW zur Kampagne 10+1
Bäume für die Opfer des NSU
Büro für Chancengleichheit und Vielfalt / Internationale Beziehungen
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