Katastrophenfall mit 800 Kräften geübt
Stand: 19.05.2025
Ein Frachtflugzeug stürzte über Innenstadt ab: Großbrand, Gefahrgut-Unfall und Dutzende Verletzte.
Die Stadt Erlangen hat am Samstag, 10. Mai, eine großangelegte Katastrophenschutz-Übung mit rund 800 haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften durchgeführt. Unter dem Titel „Löwenzahn“ wurde der Absturz eines Frachtflugzeugs über der Innenstadt angenommen. Insgesamt dauerte die größte Übung ihrer Art in den letzten zehn Jahren rund vier Stunden.
Im Detail sah das Drehbuch folgendes vor: Im Bereich des früheren Siemens-Standorts Mitte, an der Werner-von-Siemens-Straße, kam es zu dem Absturz. Dabei wurden Teile des „blauen Hochhauses“ stark beschädigt. Das danebenliegende Bürogebäude („Bingelhaus“) stand in den oberen Stockwerken in Flammen. Und in einem fiktiven Chemie-Betrieb in der Pfälzer Straße beschädigte das abgestürzte Flugzeugheck einige Behälter mit Gefahrgut. Das Flugzeug-Cockpit selbst stürzte an der Einfahrt zu einer Tiefgarage auf Autos (Sophienstraße).
Ein Teil der 100 Verletztendarstellerinnen und -darsteller wurden real in die Notaufnahmen des Universitätsklinikums sowie des Waldkrankenhauses eingeliefert. Beide Kliniken beteiligten sich an der Übung und „spielten“ bis zur wirklichen Versorgung mit. Das heißt, für die Patienten wurde jeweils ein Behandlungsplan erstellt.
Im Hintergrund sind derweil die Strukturen des Katastrophenschutzes hochgefahren worden, nachdem Bürgermeister Jörg Volleth den Katastrophenfall formal feststellte. Dafür wurden dann die von der Stadtverwaltung besetzte Führungsgruppe Katastrophenschutz und beispielsweise das Bürgertelefon alarmiert und besetzt. Der Übung geschuldet, befanden sich die betreffenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber bereits in den entsprechenden Räumlichkeiten.
Für die Übung stellte die Engelhardt Real Estate Group den leerstehenden Standort „Mitte“ an der Werner-von-Siemens-Straße zur Verfügung. Die Stadt Erlangen dankt ausdrücklich für dieses hervorragende Übungs-Möglichkeit.
Eine rund 30-köpfige Gästegruppe mit Oberbürgermeister Florian Janik und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann wurde von Friedhelm Weidinger, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz der Stadt, zu den einzelnen Bereichen geführt und ausführlich informiert. Er und Klaus Menzner, Sachgebietsleiter Katastrophenschutz, waren maßgeblich und federführend für die Vorbereitungen für „Löwenzahn“ verantwortlich.
Bei einer Abschlussveranstaltung dankte der Oberbürgermeister allen Beteiligten für diese „großartige Leistung, sowohl haupt-, aber vor allem ehrenamtlich für die Sicherheit unserer Stadt. Wir können alle sehr stolz auf Sie sein.
Fragen und Antworten rund um die Übung
Das Zusammenspiel aller am Katastrophenschutz beteiligten Behörden und Organisationen unter Leitung der Stadt Erlangen als Katastrophenschutzbehörde muss immer wieder geübt werden. So finden in Erlangen jährlich im kleineren Rahmen sogenannte Stabsübungen statt. Bei ihnen treten nur die Führungsgruppe Katastrophenschutz und die Örtliche Einsatzleitung zusammen, um ein fiktives Szenario abzuarbeiten, also ohne reale Einsatzkräfte vor Ort. Weitere Informationen hier: www.feuerwehr-erlangen.de/katastrophenschutz
Auch wenn dieser Flugzeugabsturz befremdlich klingt, der kommunale Katastrophenschutz muss sich solchen Herausforderungen stellen. „Mit dem Unmöglichen rechnen“ ist das Motto - übrigens schon seit vielen Jahren in der Hugenottenstadt.
Traditionell hatten die letzten Katastrophenschutz-Vollübungen bereits Blumen-Namen, so 2014 zum Beispiel „Edelweiß“. Der Name „Löwenzahn“ war angelehnt an die Pusteblume „fliegende Blume“ wegen des Ereignisses Flugzeugabsturz.
Die umliegenden Anwohnerinnen und Anwohner wurden Ende April mit einem Infoschreiben versorgt. Darin bat die Stadt um Verständnis für die mehrstündige Übung und etwaige Einschränkungen. Grundsätzlich wurde über Verkehrsbehinderungen rund um das „Schadensgebiet“ Anfang Mai per Pressemitteilung, über die Internetseite erlangen.de sowie die Social Media-Kanäle informiert.
Für reale Einsätze waren sowohl Feuerwehr-, als auch Rettungsdienst-Kräfte separat bereitgestellt. Sie waren nicht Bestandteil der Katastrophenschutzübung. Somit wäre jederzeit ein schnelles Eingreifen bei echten Notfällen gewährleistet gewesen.
- Stadtverwaltung:
Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) und Kommunikationsgruppe (KomFü) sowie Bürgertelefon: 45 Personen - Feuerwehr (Amt für Brand- und Katastrophenschutz der Stadt):
Ständige Wache (hauptamtliches Personal), alle 13 Freiwillige Feuerwehren sowie Werkfeuerwehr Siemens: 300 Kräfte - Rettungs- und Sanitätsdienste:
Bayerisches Rotes Kreuz (BRK) mit 210, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit 40, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Erlangen und Dechsendorf mit 31 Kräften - Technisches Hilfswerk (THW; Ortsverband Erlangen der Bundesanstalt) mit 21 Personen
- Polizeiinspektion Erlangen-Stadt (Straßensperrung sowie Fachberatung in den Stäben) mit 10 Personen
- Universitätsklinikum (Notaufnahme) mit 20 Beschäftigten
- Waldkrankenhaus St. Marien (Notaufnahme) mit 12 Beschäftigten
- Notfallseelsorge mit 5 Personen
- Verletztendarsteller/Mimen (100 Personen)
- Integrierte Leitstelle Nürnberg („Alarmierung“ der Einsatzkräfte und als Fachberater in den Stäben) 5 Personen.
Insgesamt waren 120 Einsatzfahrzeuge aller Behörden und Organisationen im Einsatz.
Galerie
Amt für Brand- und Katastrophenschutz
Amtsleitung: Friedhelm Weidinger
Anschrift
Öffnungszeiten
Die Erreichbarkeit ist zu jeder Zeit sichergestellt.