Leitbild Integration
Stand: 05.01.2024
Leitsätze kommunalen Handelns der Stadt Erlangen.
Unter breiter gesellschaftlicher Beteiligung wurde das Leitbild Integration im Jahr 2006 partizipativ entwickelt und vom Stadtrat im Jahr 2007 einstimmig verabschiedet. Zehn Jahre später, 2017, wurde es noch einmal aktualisiert.
Mit dem Leitbild wird zum Ausdruck gebracht, dass Integration eine der zentralen Aufgaben der Stadt Erlangen ist und alle Bereiche kommunalen Handelns betrifft.
Leitbild Integration
"Die Humanität erreichte mehr, wenn sie, statt die Gleichheit zu loben, zum Respekt vor dem Wunder der Vielfalt riete."
Hans Kasper (1962), deutscher Schriftsteller
Liebe Erlangerinnen, liebe Erlanger, das Thema Integration ist seit 2015 aktueller denn je. Die Zuwanderung stellt Deutschland vor eine gesellschaftliche, humanitäre und auch moralische Herausforderung. Eine große Zahl von Migranten und Migrantinnen mit unterschiedlicher Kultur, Geschichte und sozialem Hintergrund kam nach Deutschland. Erlangen hat im Zuge dieser Ereignisse über 2.000 Neuzugewanderte aufgenommen. Sie zu integrieren, ist unsere gemeinsame Aufgabe in den nächsten Jahren. Als neue Mitglieder der städtischen Gemeinschaft tragen viele mittlerweile zum Funktionieren des Stadtlebens bei – sei es im Arbeitsleben, im Ehrenamt oder als Kulturvermittler.
Richtschnur für unsere Arbeit ist Artikel 1 des GG, die Menschenwürde ist unantastbar. Wir setzen uns dafür ein, dass die Würde in allen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft gewahrt wird. Von Bildung bis Teilhabe, von Gleichstellung bis Antidiskriminierung und Inklusion: Ziel ist die Integration in die Erlanger Gesellschaft, ohne die Aufgabe der eigenen Identität. Das ist nicht einfach, aber erreichbar.
Das Leitbild Integration steht unter dem Motto „Integration – Zukunft gemeinsam meistern“. Wir brauchen es als Grundlage für die Bewältigung der kommenden Herausforderungen, aber auch für die Nutzung der Chancen.
Deshalb ist Erlangen dem Programm ‚intercultural cities‘ des Europarats beigetreten. Damit wurde die Chance genutzt, die positiven Ansätze zu einem international anerkannten Konzept weiterzuentwickeln. Das Programm verfolgt die Idee, Integration und Vielfalt als Ressource, Chance und Stärke einer Gesellschaft zu sehen. So wollen wir uns langfristig für eine erfolgreiche (Flüchtlings-)Integration aufstellen. So wollen wir sicherstellen, dass alle an den Angeboten einer offenen Gesellschaft teilhaben können.
Wir wollen Integration proaktiv gestalten und einen kulturübergreifenden Dialog fördern und einem kulturellen Nebeneinander entgegenwirken. Sehr wichtig sind hierbei die Begegnung und das Verständnis für die unterschiedlichen Kulturen. Daraus folgt, dass Integration Aufgabe der ganzen Gesellschaft ist. Nur so wird sozialer Zusammenhalt gestärkt, nur so wird Vielfalt zur Chance.
Seit jeher reich an Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen, verschreibt sich Erlangen dem Motto „Offen aus Tradition“. Deshalb wurde 1974 der zweite bayerische Ausländerbeirat etabliert, um hier lebenden Ausländern und Ausländerinnen eine institutionalisierte Vertretung zu geben.
Integration ist ein fortwährender Prozess und es gibt immer Bereiche, die optimiert werden können. Diese wollen wir gemeinsam angehen, um so unser Zusammenleben zu fördern und freundschaftlich zu gestalten. So bleibt Erlangen das, was es war und ist: eine vielfältige, lebensfrohe Stadt, die für jeden Platz hat, der sich als Erlangerin oder Erlanger sieht.
Dr. Florian Janik
Oberbürgermeister
Dr. Elisabeth Preuß
Bürgermeisterin
Die Erlanger Stadtgeschichte beweist, dass Integration gelingen kann. Sie zeigt uns die Bereicherung, die das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft bringt. Drei Einwanderungsepochen treten im Rückblick hervor:
- Nach einer jahrhundertelangen dörflichen Geschichte wurde Erlangen durch die Ansiedlung von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Frankreich ab 1686 schlagartig zur Stadt. Weil die Zuwanderer zunächst die Mehrheit der Bürger stellten, dauerte das Zusammenwachsen der Bevölkerungsgruppen über hundert Jahre.
- Nach dem zweiten Weltkrieg nahm das kaum zerstörte Erlangen Vertriebene und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf. Dass der neugeschaffene Industriestandort Arbeitskräfte benötigte, erleichterte die Integration maßgeblich.
- Die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ab den 1960er Jahren nach Erlangen kamen, waren zu einem ungewöhnlich großen Teil Akademiker und Fachkräfte. Ihre Bildung und Sprachkenntnis erleichterte ihnen das Eingewöhnen.
- Seit 2013 nimmt die Zuwanderung nach Erlangen wieder stärker zu. Zum einen im Flüchtlingsbereich, aber auch die Zuwanderung im Rahmen der europäischen Freizügigkeit hat in diesen Jahren stetig zu genommen. Diese Entwicklung wird die Integrationsarbeit voraussichtlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnte prägen.
In vielen Fällen wurde aus Nachbarschaft Freundschaft. Aus Gästen wurden Mitbürger und Einheimische.
In der Gegenwart stehen wir vor neuen Herausforderungen. Die Stadt Erlangen ist überzeugt, dass Integration ein wechselseitiger Prozess zwischen Einwanderern und Einheimischen ist, der allen Beteiligten nützt. Die aufnehmende Gesellschaft bietet zuerst Gastfreundschaft und dann Heimat. Die Aufgenommenen bringen dafür ihre vielfältigen Gaben, ihre Erfahrungen und Werte ein.
Die Stadt Erlangen ist entschlossen, der Stadtgeschichte ein weiteres Kapitel erfolgreichen Zusammenwachsens von Menschen verschiedener Herkunft, Sprache und Religion hinzuzufügen. Mit dem Integrationsleitbild verpflichtet sich die Stadt Erlangen, auch in der veränderten Lage ihrem Wahlspruch „Offen aus Tradition“ zu folgen.
- Die Integration ist für die Stadt Erlangen eine ihrer zentralen kommunalpolitischen Aufgaben. Das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft prägt das Selbstverständnis unserer Stadt.
- Integration wird als Querschnittsaufgabe verstanden, die alle Bereiche kommunalen Handelns betrifft. Für alle Referate und Dienststellen der Stadt sowie die städtischen Unternehmen ist das Leitbild Grundlage ihrer Arbeit.
- Aktive Öffentlichkeitsarbeit ist wichtiger Bestandteil kommunaler Integrationspolitik.
- Die Stadt Erlangen strebt in ihrer Verwaltung und in den städtischen Unternehmen eine verstärkte Beschäftigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Migrationshintergrund an, um so als Arbeitgeberin eine Vorbildfunktion zu übernehmen. Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz sind bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Schlüsselqualifikationen anzusehen.
- Im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten unterstützt die Stadt Erlangen Verbände, Vereine und Initiativen bei integrativen und interkulturellen Maßnahmen und Aktivitäten.
- Integration orientiert sich an der Lebenslage der Menschen und nicht an ethnischen Merkmalen oder der Staatsangehörigkeit. Der wechselseitige Prozess der Integration bezieht alle Migrantinnen und Migranten ein, die ihren Lebensmittelpunkt in Erlangen haben – unabhängig wie lange sie bereits hier leben.
- Die in Erlangen lebenden Migrantinnen und Migranten können gleichberechtigt an allen städtischen Angeboten und Leistungen teilhaben. Die Stad Erlangen sieht sich in ihren Planungen und Maßnahmen einer interkulturellen Öffnung verpflichtet. Die bestehenden Angebote werden dazu, wo nötig, zielgruppengerecht verändert und ergänzt.
- Die Stadt Erlangen bezieht möglichst viele gesellschaftliche Gruppen aktiv in den Integrationsprozess ein und fördert deren Vernetzung. Dabei wird auch bürgerschaftliches Engagement im Bereich integrativer Maßnahmen gefördert.
- Die Stadt Erlangen sieht sich als Moderatorin, wenn das Zusammenleben Probleme und Konflikte mit interkulturellen Ursachen oder Folgen schafft.
- Jeglichen Formen von Rassismus und Diskriminierung tritt die Stadt Erlangen mit Entschiedenheit entgegen. Im Rahmen der geltenden Gesetze und individuellen Rechte garantiert sie allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Wahrung ihrer religiösen und kulturellen Identität.
- Die Stadt Erlangen setzt sich in den Gremien der kommunalen Spitzenverbände gegenüber Land und Bund für die nachhaltige politische und soziale Teilhabe aller Migrantinnen und Migranten ein.
one:
Integration is one of the central goals of municipal politics in Erlangen. The peaceful coexistence of people from diverse ethnic backgrounds is a fundamental characteristic of our city.
two:
Integration is considered a global objective, concerning each and every area of local administration. All city departments and municipal businesses draw on the principles of integration as a foundation for their work.
three:
Active public relations is a crucial element of local integration policy.
four:
The City of Erlangen is striving to hire a greater number of migrants in public administration and municipal businesses in order to serve as a role model for other employers. The ability to speak several languages and to have other intercultural skills are to be recognised as key qualifications for employment.
five:
Within the framework of its financial means, the City of Erlangen supports integrative and intercultural initiatives proposed by various groups and associations.
six:
Integration is based on an individual’s circumstances not on ethnicity or nationality. The reciprocal process of integration involves all migrants whose homes are primarily based in Erlangen – regardless of how long they have lived here.
seven:
Migrants living in Erlangen benefit equally from all city programmes and services. The commitment of the City of Erlangen to an open intercultural policy is mirrored in its strategies and measures. If necessary, services already in place are to be modified and enhanced in accordance with the requirements of the designated target group.
eight:
The City of Erlangen actively includes many societal groups in the integration process and fosters networking amongst them. Support is also provided to civic initiatives dealing with integration.
nine:
The City of Erlangen considers itself a mediator with regards to conflicts triggered by intercultural misunderstandings.
ten:
The City of Erlangen takes a decisive stand against any form of racism or discrimination. Within the framework of the law and individual rights, it guarantees every citizen the preservation of their religious and cultural identity.
eleven:
In municipal associations, the City of Erlangen, in its dealings with state and federal administrations, advocates lasting political and social participation for all migrants.
„Eine Stadt besteht aus unterschiedlichen Arten von Menschen; gleiche Menschen bringen keine Stadt zuwege.“
Aristoteles
In Deutschland leben aktuell 17,1 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund, das sind 21 % der Gesamtbevölkerung, von denen 11,5 % die deutsche und 9,5 % eine ausländische Staatsbürgerschaft haben. Damit erreicht die Zahl im Jahr 2015 einen neuen Höchststand.[1]
Erlangen sieht eine ähnliche Entwicklung: Von 112.023 Einwohnerinnen und Einwohnern haben rund 39.028 einen Migrationshintergrund, d. h. sie sind entweder ausländische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen, Aussiedler und Aussiedlerinnen, Eingebürgerte oder als Deutsche geborene Nachkommen dieser Gruppen (Stand 2016; Quelle: Stadt Erlangen, Statistik und Stadtforschung).
Die Zahlen dokumentieren, dass Integration mehr denn je zu den wichtigsten Aufgaben gehört, die Politik und Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gemeinsam zu bewältigen haben. Das OB-Barometer 2016 des Deutschen Instituts für Urbanistik ergab, dass für die (Ober-)Bürger-meister und Bürgermeisterinnen Integration immer noch die größte Herausforderung der deutschen Städte darstellt.
Das Thema Migration wird oft mit dem Thema demografische Entwicklung verknüpft. Fachleute gehen davon aus, dass Zuwanderung einen wichtigen Beitrag leisten kann, um auch künftig die sozialen Systeme zu sichern und den demografischen Wandel zu gestalten. Viele der zu uns kommenden Menschen sind jung, viele bringen Qualifikationen und den Willen mit, sich vielfältig und dauerhaft einzubringen. Wir sollten daher Zuwanderung als Chance nutzen, unsere Stadt langfristig voranzubringen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
Seit jeher sind kulturelle Vielfalt und sprachlicher Reichtum ein Gewinn für die Stadtgesellschaften. Das zeigt, dass die erfolgreiche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund vor allem im Interesse der Kommunen liegt, denn Integration findet statt, wo die Menschen leben: in den Städten und Gemeinden. Der Deutsche Städtetag, der Spitzenverband der Städte in Deutschland, schreibt 2016: „Gerade in den Städten wird das Potenzial deutlich, das Zugewanderte in unsere Gesellschaft einbringen und die Chancen, die daraus für die Städte erwachsen.“
Erlangen stellt sich dieser Herausforderung und Verantwortung seit vielen Jahren und hinterfragt fortlaufend die eigene Vorgehensweise. Deshalb hat sich die Stadt Erlangen bereits 2006 dazu entschlossen, ein Integrationsleitbild zu erarbeiten. Es soll die grundlegende Ausrichtung und die Schwerpunkte der Erlanger Integrationsarbeit darstellen.
Im Juli 2007 hat der Er-langer Stadtrat einstimmig das Leitbild Integration, gemeinsam mit dessen Umsetzung ab 2008, verabschiedet. Dafür wurden sechs Arbeitskreise gebildet. Unter der Leitung jeweils eines Paten bzw. einer Patin wurden folgende Themenfelder bearbeitet: Leitbildkonzeption, sprachliche Integration und Bildung, berufliche Integration – Wirtschaft und Arbeit, soziale und kulturelle Integration, politisch-partizipatorische Integration sowie Stadtplanung, Wohnumfeld, Sozialraum. Insgesamt haben rund 70 Personen am Projekt mitgearbeitet. Hauptamtliche, Ehrenamtliche, Mitglieder aller Stadtratsfraktionen, interessierte Bürger und Bürgerinnen .
In den Arbeitsgruppen wurden umfangreiche Maßnahmenkataloge erarbeitet. Einige davon wurden bereits realisiert, andere dienen als Ideenpool für zukünftige Projekte.
In diesem Zuge wurde die Koordinationsstelle Integration eingerichtet. Sie begleitet als referatsübergreifende Stelle die Integrationsarbeit und die Umsetzung des Leitbilds. Der Lenkungskreis Integration hat die Aufgabe, die grundsätzliche Ausrichtung der Integrationspolitik zu steuern.
Die jährliche Integrations-konferenz soll dazu dienen, alle wichtigen Akteure - extern und intern - miteinander zu verbinden. Das Integrationsmonitoring soll Stand und Entwicklung der Integration beobachten und Handlungsbedarfe kenntlich machen.
Menschen mit Migrationshintergrund bedeuten eine kulturelle Bereicherung der städtischen Gesellschaft. Sie leisten durch Einbringung ihrer individuellen Kompetenzen einen Beitrag zur gesamtstädtischen Entwicklung zu einem neuen Ganzen, das mehr ist als die bloße Summe seiner Teile.
Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, die ihren Lebensmittelpunkt in Erlangen gefunden haben, meint einen gesamtstädtischen Sozialprozess des wechselseitigen Aufeinanderzugehens. Sie bezweckt die aktive Förderung und Sicherung eines friedlichen und gleichberechtigten Miteinanders aller Menschen anstelle eines beziehungslosen Nebeneinanders. Ziel ist die gleichberechtigte Artikulations- und Partizipationsmöglichkeit der Zuwanderer in zentralen Gesellschaftsbereichen der Stadt wie Wirtschaft, Politik, Wohnen, Kultur und Freizeit.
Integration ist dort erfolgreich, wo sich Zuwanderer in die Gesellschaft aufgenommen und ihr zugehörig fühlen, wo sie sich mit der Gesellschaft identifizieren und Verantwortung für sie übernehmen und sich wohl und heimisch fühlen. Integration verläuft langfristig und in verschiedenen Gesellschaftsbereichen durchaus unterschiedlich. Zur Steuerung und Gestaltung bedarf sie eines kommunalen Gesamtansatzes, der Integration als gesamtgesellschaftliche und gesamtstädtische Querschnittsaufgabe und kommunale Pflichtaufgabe begreift: Alle Überlegungen städtischen Handelns berücksichtigen somit den Aspekt der Integration. Eine solche Integrationspolitik setzt nicht symptomorientiert und defizitverwaltend an, sondern präventiv, ursachenbezogen sowie fördernd und fordernd im Sinne der Entfaltung der Potenziale der Menschen. Auf diese Weise entwickelt die Integrationspolitik eine gesamtgesellschaftliche Kultur aufgeklärten und positiven Umgangs mit Vielfalt und Differenz.
Integration verlangt von der Kommune die Schaffung entsprechender Angebote, die Menschen mit Migrationshintergrund befähigt, sich im Alltagsleben Erlangens selbstständig zurechtzufinden. Von den Menschen mit Migrationshintergrund wie auch von der Aufnahmegesellschaft ist die Bereitschaft zur Integration und Nutzung dieser Angebote bei Einbringung ihrer individuellen Kompetenzen gefordert.
Integration betrifft in unterschiedlichem Maße alle Bürgerinnen und Bürger der Aufnahmegesellschaft und der Zuwanderergemeinschaft, sie stellt weder ausschließlich Privatangelegenheit dar, noch ist
dieser Prozess von der Kommune allein zu leisten: Es handelt sich vielmehr um eine gemeinsame, zivilgesellschaftliche Aufgabe.
Für Erlangen ist zweierlei von Bedeutung: Integration muss gelebt und praktiziert werden. Integration wird nicht nur für Zuwanderer gemacht, sondern ist in einem partizipativen, an Verständigung und Dialog orientierten Prozess vor allem mit ihnen zu erreichen.
Erlangens Integrationsverständnis ist
- zukunftsorientiert und visionär, um künftige gesellschaftliche Herausforderungen vorausschauend zu gestalten,
- leistungs- und aufstiegsorientiert, um auch Menschen mit Migrationshintergrund gesellschaftliche Perspektiven zu eröffnen,
- emanzipatorisch und nicht gleichgültig und bevormundend, um die Potenziale der Menschen zur Entfaltung zu bringen,
- und zielt auf die individuelle Mitverantwortung der Bürgerinnen und Bürger bei der gesellschaftlichen Entwicklung der Erlanger Gesellschaft ab.
Das Statistische Bundesamt hat 2016 seine Definition für das Merkmal „Menschen mit Migrationshintergrund“ überarbeitet. Hierzu zählen:
…zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer und Ausländerinnen
…zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte
…(Spät-)Aussiedler und Aussiedlerinnen
…als Deutsche geborene Nachkommen dieser Gruppen
Diese Begriffserklärung soll dem besseren Verständnis des Leitbildes dienen.
Interkulturelle Kompetenz umschreibt die Fähigkeit, angemessen und erfolgreich in einer kulturell fremden Umgebung oder mit An- gehörigen anderer Kulturen zu kommunizieren.
Interkulturelle Kompetenz beinhaltet Kommunikations-, Handlungsund insbesondere auch Konfliktlösungsfähigkeiten, die den (toleranten) Umgang mit kultureller Vielfalt ermöglichen.
Das bedeutet, sich vielfältige Kenntnisse anzueignen, den Überblick auch im Unübersichtlichen zu bewahren, die Menschen zu beobachten, ohne gleich zu bewerten, ihnen zuzuhören, auf ihre Gefühle und Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen und einfühlsam miteinander zu kommunizieren.
Interkulturelle Orientierung zielt auf die Anerkennung der kulturellen Vielfalt einer Stadtgesellschaft. Sie ist darauf ausgerichtet, die verschiedenen Gruppen am gesellschaftlichen Gestaltungsprozess zu beteiligen und bei der Aufgabenerfüllung Chancengleichheit herzustellen und Benachteiligungen abzubauen, sodass den Migrantinnen und Migranten eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird.
Interkulturelle Arbeit ist Übersetzungsarbeit in kulturellen Überschneidungssituationen mit dem Ziel, interkulturelle Missverständnisse zu verringern und Partizipationsmöglichkeiten zu erhöhen.
In der Aneignung und Anwendung interkultureller Kompetenz liegt die Chance, im Blick auf das Fremde oder das Andere zugleich auch das Bewusstsein für das Gemeinsame und für das Eigene zu schärfen.
Der Erwerb interkultureller Kompetenz ist eine lebenslange Aufgabe, die nicht mit einem Fortbildungskurs abgeschlossen ist, sondern sich immer wieder an den Anforderungen, die aus der gesellschaftlichen Realität resultieren, zu orientieren hat.
In einem Prozess der interkulturellen Öffnung der Verwaltung sollen Strategien entwickelt und umgesetzt werden, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vielfältige Kompetenzen im Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben und dabei lernen, integrationsorientiert zu handeln.
Der Erwerb interkultureller Handlungskompetenz ist dabei nicht nur als individuelle Leistung der einzelnen Mitarbeiterin und des einzelnen Mitarbeiters zu verstehen, sondern interkulturelle Handlungskompetenz bedeutet einen Prozess der Organisations- und Personalentwicklung der gesamten Stadtverwaltung.
Die damit verbundenen Handlungsfelder umfassen sowohl die Verankerung des Verständnisses von Interkulturalität als Querschnittsansatz, Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils von Beschäftigten mit Migrationshintergrund und die interkulturelle Fortbildung der Beschäftigten als auch die Umsetzung des Gesamtkonzeptes des Integrationsleitbildes.
"Menschen sind unterschiedlich. Jeder Mensch ist anders. Jeder hat die gleichen Chancen. Jeder hat die gleichen Rechte."
Definition von Vielfalt in leichter Sprache
Vielfalt ist Normalität in jeder Gesellschaft. Es beschreibt die Existenz vielfältiger Identitäten und Kulturen innerhalb und zwischen sozialen Gruppen und Gesellschaften. Dem zugrunde liegt das Verständnis, dass die Reduzierung von Personen auf einzelne Aspekte, dem Individuum nicht gerecht wird.
Deshalb hat sich die Stadt Erlangen entschlossen einen neuen und innovativen Weg zu gehen. Alle Dimensionen von Vielfalt sollten an einer Stelle erfasst werden. Folglich wurden die Konzepte der Integration und der Geschlechtergerechtigkeit zum Konzept der Vielfalt bzw. des Diversity erweitert.
Mit der Integrationskonferenz 2011 und der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt 2012 wurden die ersten Weichen Richtung Diversity gestellt. Nach weiteren Projekten, wie z. B. dem Xenos Projekt zur interkulturellen Öffnung, wurde der Prozess 2015 mit einem Stadtratsbeschluss zur Gründung des Büros für Chancengleichheit und Vielfalt abgeschlossen. Daraufhin wurden die Aufgaben Gleichstellung, Integration, Inklusion, sexuelle Orientierung und der Aufbau einer Antidiskriminierungsberatung an einer zentralen Stelle zusammengeführt und eine Diversity Einheit aufgebaut. Seit dem werden diese Bereiche gemeinsam bearbeitet.
Die Stadt setzt sich dafür ein, Vielfalt als Ressource anzuerkennen, strukturelle Benachteiligungen abzubauen und Diskriminierungen zu verhindern. Vielfaltspolitik soll in alle Bereiche des städtischen Handelns integriert werden.
Die Stadt Erlangen will ein Zusammenleben schaffen, das durch Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilhabe geprägt ist. Alle Maßnahmen werden dahingehend überprüft, dass Barrieren, die gleichberechtige Teilhabe hemmen oder verhindern, erkannt und abgebaut werden können. Es werden Maßnahmen entwickelt, die proaktiv zum Abbau von Barrieren beitragen. Dazu gehört eine Diversity- und Antidiskriminierungsberatung, die individuelle Hilfestellungen gibt und konzeptionelle Unterstützung zur Förderung der Vielfalt bietet.
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