Gedenken: Shlomo Lewin und Frida Poeschke

Stand: 07.08.2024

40 Jahre Lewin- und Poeschke-Mord: Am 19. Dezember 1980 wurden Frida Poeschke und Shlomo Lewin ermordet. Beide hatten sich viele Jahre für den Dialog zwischen Juden- und Christentum, für Toleranz und gegen Faschismus und Antisemitismus engagiert.

Shlomo Lewin, geboren am 13. Mai 1911 in Jerusalem, ließ sich wie sein Vater zum Rabbiner ausbilden. In der Zeit des Nationalsozialismus wanderte er nach Palästina aus und kehrte erst 1960 nach Deutschland zurück. In Erlangen lernte er seine künftige Lebensgefährtin Frida Poeschke (geb. 23. Mai 1923) kennen, die Witwe des ehemaligen OB Michael Poeschke († 1959).

Beide engagierten sich intensiv für den jüdisch-christlichen Dialog. Lewin übernahm 1975 den geschäftsführenden Vorsitz der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Franken. Ihm und Ilse Sponsel ist es zu verdanken, dass seit 1978 jährlich die Woche der Brüderlichkeit in Erlangen ausgerichtet wird. Für seine Arbeit erhielt Shlomo Lewin 1976 das Bundesverdienstkreuz.

Ihr Engagement kostete die beiden schließlich das Leben. Am 19. Dezember 1980 wurden Frida Poeschke und Shlomo Lewin in ihrem Haus in der Ebrardstraße von einem mutmaßlichen Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann erschossen. Verurteilt wurde für diesen ersten antisemitisch motivierten Mord der Nachkriegszeit in Deutschland jedoch niemand. Die Tat ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt.


Gedenken in Erlangen

Auf vielfältige Weise wird in Erlangen immer wieder an das Schicksal von Poeschke und Lewin erinnert. So wurde 2010 nach ihnen die Lewin-Poeschke-Anlage benannt. Oberbürgermeister Florian Janik mahnt: „Rechter Terror nach 1945 wurde zu lange verharmlost und die Opfer sind oft in Vergessenheit geraten. Anschläge und Rechtsterrorismus aber auch die Aufdeckung rechter Netzwerke in Polizei und Bundeswehr in jüngster Zeit zeigen: Gegen die Bedrohung durch Rechtsextremismus und rechte Gewalt müssen wir mit aller Konsequenz vorgehen. Politik und Sicherheitskräfte sind dabei ebenso gefragt wie jede*r einzelne – egal ob im Beruf oder im privaten Umfeld“.

Aufgrund der COVID19-Pandemie konnte die zentrale städtische Gedenkveranstaltung 2020 leider nicht stattfinden. Stattdessen stehen auf dieser Internetseite vier Videobeiträge zur Verfügung, die an die Ermordung erinnern: von Innenminister Joachim Herrmann, Oberbürgermeister Florian Janik, der Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen Esther Limburg-Klaus und dem Journalisten Ulrich Chaussy. Ebenso kann die Dokumentation „Ermordet von der Hand von Bösewichten“ von Daniel Harrich und Ulrich Chaussy, auf die in den Videos hingewiesen wird, wegen der Corona-Pandemie erst zu einem späteren Zeitpunkt präsentiert werden. Deshalb stellt Ulrich Chaussy das neu produzierte Porträtvideo „Erinnerung  an zwei Ausgelöschte – Shlomo Lewin und Frida Poeschke“ bereit. Zudem haben sich in einem Radio-Feature die Campusmedien funklust mit dem jüdischen Leben in Erlangen befasst - zu dem Beitrag geht es hier.