"Die erste nationalsozialistische Hochschule des Reichs"
Stand: 16.09.2024
Der ehemalige Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob legt einen Band zur Geschichte der Universität Erlangen – zunächst in der Weimarer Republik – vor.
Am 17. Mai 1923 hielt Adolf Hitler die erste von fünf Reden in Erlangen, einige davon exklusiv für Angehörige der Universität. Dabei erfuhr er enormen Zuspruch. Wie sehr die nationalsozialistische Ideologie gerade in Kreisen der Universität an eine völkisch-nationalkonservative und antisemitische Haltung anknüpfen konnte, macht Andreas Jakob in diesem Band deutlich. Dabei hebt er die Rolle der Hochschullehrer für die Entwicklung Erlangens zur „ersten nationalsozialistischen Hochschule des Reiches“ hervor und wendet sich gegen die Mähr von einer „nationalsozialistischen Übernahme“ der Hochschulen. Die Kontinuitäten an der Hochschule überwogen bei Weitem.
Reich bebildert und mit ausführlichen Quellenzitaten werden die Äußerungen und Handlungen der Akteure an der Hochschule dargestellt. Teilband 1 enthält zunächst die Geschichte der Universität zwischen 1918 und 1933 mit einem Rückgriff auf die Vorgeschichte seit dem 19. Jahrhundert. Der Geschichte der FAU in der Zeit des Nationalsozialismus wird ein weiterer Teilband gewidmet sein.
Erlangen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus
DIE FRIEDRICH-ALEXANDER-UNIVERSITÄT ERLANGEN 1918–1945, Teil 2,1
Andreas Jakob:
„Die erste nationalsozialistische Hochschule des Reiches“. Die Universität Erlangen unter dem Schatten von Julius Streicher
(Forschungen und Quellen zur Erlanger Stadtgeschichte, Band 2,1
herausgegeben vom Stadtarchiv Erlangen
790 Seiten, ca. 480 Abbildungen, Hardcover
Verlagsdruckerei Schmidt Neustadt/Aisch 2024
ISBN 978-3-944452-16-6
Preis: 39,90 €
Aus dem Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
- Eckpunkte des frühen Nationalsozialismus an der Friedrich-Alexander-Universität
- Die Mitverantwortung der geistigen Eliten für den Aufstieg des Nationalsozialismus
- Die Angst der Zeitzeugen vor der Nestbeschmutzung
- Die Aufarbeitung der Universitätsgeschichte seit 1993
- Weitere Meilensteine in der Aufarbeitung der NS-Universitätsgeschichte
- Fragestellung und Gliederung
1. Der Weltkrieg als Wegbereiter des Nationalsozialismus
- Die Universität als paramilitärische Schicksalsgemeinschaft
- Nachkriegswirren und die Belastung der ersten Demokratie – die Radikalisierung des Denkens an der Friedrich-Alexander-Universität
2. Die Hochschullehrer der Friedrich-Alexander-Universität in der Weimarer Republik als geistige Führer der Studenten und Feinde der Demokratie
- Universität und Lehrkörper
- Die geistige Wiederaufrüstung durch die Friedrich-Alexander-Universität
- Parteipolitische Betätigung von Angehörigen der Friedrich-Alexander-Universität in der Weimarer Republik
- Die Ablehnung des Staates durch Professoren der Friedrich-Alexander-Universität
- Juden zwischen Assimilation und Ausgrenzung. Die Entwicklung des Antisemitismus an der Friedrich-Alexander-Universität
- Die Friedrich-Alexander-Universität vor dem Übergang ins Dritte Reich: Auch wir akademischen Lehrer sind durch alle Bedenken hindurchgegangen
3. Die Studenten der Friedrich-Alexander-Universität in der Weimarer Republik als Vorkämpfer für den Nationalsozialismus
- Die Entwicklung der Studentenzahlen im Reich und an der Friedrich-Alexander-Universität bis 1933
- Jüdische Studentinnen und Studenten in der Zeit der Weimarer Republik
- Die Renaissance der Korporationen in der Weimarer Republik
- Weitere akademische Verbindungen und Arbeitsgemeinschaften in der Weimarer Republik
- Die Gründung des Allgemeinen Studenten Ausschusses (AStA) in Erlangen
- Die Entwicklung der Wahlen zum AStA
- Der Aufbau der politischen Selbstorganisation der Studentenschaft
- Erlangen in der Deutschen Studentenschaft: Der Kampf um das rassisch-völkische Prinzip
- Das Aufkommen des Nationalsozialismus an der Universität Erlangen
- Die Jahre der Stagnation bis zum Durchbruch der NSDAP
- Der AStA unter der absoluten Mehrheit des NSDStB
- Der Aufstieg der NSDAP zur Volkspartei auf ihrem Weg in das Dritte Reich
- Die Friedrich-Alexander-Universität in den letzten Tagen der Weimarer Republik