Schülerbefragung zu Berufs- und Studienorientierungsmaßnahmen
Stand: 17.07.2024
Der Übergang von der Schule in den Beruf bringt für Jugendliche und junge Erwachsene einige Herausforderungen mit sich. Sie sollen aus einer Vielzahl an möglichen Berufen eine sinnvolle Auswahl treffen, die zu ihren persönlichen Wünschen und Fähigkeiten passt. Gleichzeitig verändern sich der Arbeitsmarkt, die fachlichen Anforderungen und die benötigten Kompetenzen für Berufe. Vor diesem Hintergrund hat das Bildungsbüro zusammen mit dem Sachgebiet Statistik und Stadtforschung der Stadt Erlangen eine Schülerbefragung zum Thema „Maßnahmen zur Berufs- und Studienorientierung in Erlangen“ an weiterführenden Schulen in Erlangen durchgeführt. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, einzelne berufs- und studienorientierende Maßnahmen in Erlangen zu optimieren und Schulen dabei zu unterstützen, die Ergebnisse in ihr Gesamtkonzept zu überführen und zu optimieren. Die zentralen Forschungsfragen lauteten:
- Wie transparent ist das System der Berufs- und Studienorientierung für Schülerinnen und Schüler?
- Wie bewerten Schülerinnen und Schüler die berufs- und studienorientierenden Maßnahmen in Erlangen und einzelne Bausteine davon?
- Inwiefern bestehen Ansatzpunkte zur Optimierung der Berufs- und Studienorientierung?
- Welche Art von Informationen über Berufe oder Studiengänge brauchen beziehungsweise wünschen sich Schülerinnen und Schüler? Über welche Kanäle sollten diese Informationen idealerweise zur Verfügung gestellt werden?
Im Folgenden werden die realisierte Stichprobe sowie einige zentrale Ergebnisse vorgestellt.
Die ausführlichen Ergebnisse der Befragung werden derzeit in einem Berichtsheft finalisiert und in ein paar Wochen auf der Webseite veröffentlicht.
Zentrale Ergebnisse
Zielgruppe der Befragung waren 2.357 Schüler*innen der Jahrgangsstufen, in denen an den jeweiligen Schularten ein Großteil der berufsorientierenden Maßnahmen durchgeführt wird. Dies sind die 9. und 10. Jahrgangsstufen der Erlanger Mittelschulen, der Realschulen und der Wirtschaftsschule, die 11. Jahrgangsstufen der Erlanger Gymnasien sowie die 11. und 12. Jahrgangsstufen der Erlanger Fachober- und Berufsoberschule (FOS/BOS). Insgesamt haben 467 Schülerinnen und Schüler an der Befragung teilgenommen, was einer Rücklaufquote von insgesamt rund 20% entspricht. Dabei unterscheidet sich der Rücklauf zwischen den Schularten zum Teil deutlich: An den Mittelschulen liegt die Rücklaufquote bei 56% (n=219), an den Realschulen beziehungsweise der Wirtschaftsschule bei 11% (n=88), an den Gymnasien bei 21% (n=123) und an der FOS/BOS bei 5% (n=37).
Viele Eltern wünschen sich für ihr Kind einen Studienabschluss - unabhängig davon, welche Schule es derzeit besucht. Eine berufliche Ausbildung ist für Eltern von Gymnasiast*innen keine Option, die sie sich für ihr Kind wünschen.
Insgesamt stehen viele Schüler*innen vor großen Herausforderungen und Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in den Beruf. Die größte Rolle spielen Unsicherheiten und Ängste, den falschen Beruf zu ergreifen. Insbesondere aus Sicht der befragten Real- und Wirtschaftsschüler*innen und Gymnasiast*innen bereitet die Schule unzureichend auf den Übergang von der Schule in den Beruf vor. Vor allem die befragten Gymnasiast*innen fühlen sich schlecht informiert über berufliche Ausbildungsmöglichkeiten nach der Schule.
Die größten Schwierigkeiten sehen die befragten Schüler*innen darin, eine falsche berufliche Entscheidung zu treffen (Abbildung 1): insgesamt 41% der befragten Schüler*innen haben Angst, eine falsche berufliche Entscheidung zu treffen. Diese Angst ist unter den befragten Gymnasiast*innen am größten (53%). Außerdem haben Schüler*innen aller Schularten (insgesamt 37%), aber insbesondere die befragten Gymnasiast*innen (48%), Schwierigkeiten, einen Beruf zu finden, der zu ihnen passt.
Abbildung 1: Schwierigkeiten bei der Wahl von Anschlussmöglichkeiten nach der Schule nach Schulart
Die befragten Schüler*innen wünschen sich zum Thema Beruf und Studium vor allem im Unterricht und im persönlichen Gespräch (z.B. Lehrkräfte) sowie im persönlichen Austausch mit Fachleuten aus dem Beruf und anderen Azubis beziehungsweise Student*innen informiert zu werden. Digitale Formate und soziale Medien werden kaum genannt (Abbildung 2).
Abbildung 2: Wunsch nach Informationskanälen zu Schule, Beruf und Studium nach Schulart
In Abbildung 3 sind die Ergebnisse der Bewertung einzelner Maßnahmen durch die Schüler*innen als Mittelwerte dargestellt. Auf die Frage, «Die Entscheidung was man nach der Schule machen will ist schwer. Weiter zur Schule, eine Ausbildung, ein Studium machen oder arbeiten. Wie viel hat dir das Angebot … geholfen?» konnten die Schüler*innen anhand einer Skala von 4=«sehr viel», 3=«viel», 2=«wenig», 1=«gar nicht» antworten.
Insgesamt wurden vor allem Maßnahmen mit einem praktischen Ansatz positiv bewertet: Die Möglichkeit, ein mehrtägiges Praktikum zu machen, wurde von den befragten Schüler*innen mit einem Mittelwert von 3,0 am besten bewertet (siehe Abbildung 3). Überdurchschnittlich wurden außerdem die Besichtigung von Betrieben und Hochschulen (Mittelwert von 2,9), die Beratung und Unterstützung durch JAZ e.V. (Mittelwert von 2,8) sowie das Bewerbungstraining (Mittelwert von 2,7) bewertet. Vergleichsweise schlecht bewertet wurden Maßnahmen wie der Besuch des BIZ in Fürth (Mittelwert von 2,0), die persönliche Berufsberatung im Jobcenter (Mittelwert von 2,1) oder der Test, um die eigenen Stärken und Interessen kennenzulernen (Mittelwert von 2,1).
Abbildung 3: Bewertung einzelner BO-Maßnahmen – Darstellung sortiert nach Höhe der Mittelwerte
Ein Kritikpunkt, der bei mehreren Maßnahmen negativ ins Gewicht fällt, sind die Inhalte von BO-Maßnahmen. Die Schüler*innen kritisierten häufiger, dass ihre Interessen im Rahmen der Maßnahmen nicht berücksichtigt wurden. Bei Maßnahmen mit einem Praxisbezug wurde, sofern etwas kritisiert wurde, benannt, dass die Tätigkeiten zu einseitig waren oder die Praxis zu kurz kam. Ein weiterer Kritikpunkt, der vor allem von Schüler*innen der Realschulen beziehungsweise der Wirtschaftsschule und den Gymnasien genannt wurde, ist die fehlende Nachbereitung der Maßnahmen im Unterricht.