Im Dezember 1980 wurden der Rabbiner Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke in ihrem Haus in der Ebrardstraße von einem Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann ermordet. Ein antisemitisches Motiv wurde zunächst verkannt. Verurteilt wurde für diesen ersten antisemitisch motivierten Mord der Nachkriegszeit in Deutschland niemand. Die Tat ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Das Verbrechen und der Umgang damit waren ein trauriger Höhepunkt in der Abfolge antisemitischer Straftaten und Anfeindungen nach 1945 in Deutschland, wie sie auch in Erlangen schon bald nach Kriegsende wieder auftraten.
Lewins Tod brachte eines seiner wichtigsten Anliegen, die Gründung einer eigenen jüdischen Gemeinde in Erlangen, auf Jahre ins Stocken. Dieses Thema und der Umgang der Stadtgesellschaft damit, wird auch im Rahmen der Aktion „Wie geht es dir?“ verarbeitet.
Das Comic-Projekt will in kurzen, online erscheinenden Geschichten ein Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit setzen, Mitgefühl ausdrücken und zum Dialog beitragen. Jüdisches Leben und jüdische Kultur sowie Erfahrungen mit Ausgrenzung und Antisemitismus sind auch Themen in der Ausstellung „Die Katze des Rabbiners. Joann Sfar – Zeichnen und Leben“, in der sich ein eigener Bereich antisemitischen Vorfällen in Deutschland, Franken und Erlangen widmet.
Grafik: Kundgebung zur Erinnerung an Lewin und Poeschke im Dezember 2023. Szene aus Michael Jordans Comic „Daniel“ aus dem Projekt „Wie geht es dir?“ (Stadtarchiv)