Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplan 2030 (VEP 2030)
Stand: 10.03.2023
Der Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplan 2030 (kurz: VEP 2030) definiert die Ziele und Strategien im Bereich der Mobilität in Erlangen für die nächsten zehn bis 15 Jahre. Die entwickelten Strategien und Maßnahmenempfehlungen sollen zu einer zukunftsfähigen Mobilität und zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen Stadtentwicklung beitragen.
Im Jahr 2011 hat der Erlanger Stadtrat die Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans aus dem Jahr 1995 beschlossen. Seitdem wurden Erhebungen und Analysen zu allen wichtigen Mobilitätsthemen, die die Stadt Erlangen betreffen, durchgeführt. In einem umfangreichen Prozess wurden von Anfang an Bürger*innen, politische Vertreter*innen und Interessensvertreter*innen von Vereinen, Verbänden und Institutionen miteingebunden und konnten so ihre Vorstellungen und Ideen einbringen.
Inhaltlich befasst sich der VEP 2030 mit allen für Erlangen wichtigen Mobilitätsthemen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Verbesserung des Angebots des Umweltverbunds (Fuß- und Radverkehr, Öffentlicher Personennahverkehr), um die künftige Mobilität umweltfreundlicher zu gestalten. Darüber hinaus werden auch wichtige Aspekte wie die Verknüpfung der verschiedenen Mobilitätsarten, die Förderung der Elektromobilität, der Ruhende Verkehr und die vielfältigen Wechselwirkungen mit den eng verflochtenen Nachbarstädten und umliegenden Landkreisen thematisiert. Die verschiedenen Mobilitätsarten werden gleichberechtigt betrachtet und der Fokus wird auf die Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer*innen sowie die Umwelt und den Klimaschutz gelenkt.
Insgesamt ist so integrierter Leitfaden zur strategischen Entwicklung der Mobilität in Erlangen entstanden. Der Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplan 2030 liefert konkrete Maßnahmenvorschläge und Zielvorstellungen, die in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt werden.
Der VEP 2030 kann durch Klick auf den entsprechenden Button in einer ausführlichen Langfassung sowie in einer prägnanten Kurzfassung direkt kostenlos heruntergeladen werden.
Während sich Verkehr auf Fahrzeuge, Infrastruktur, Fahrpläne etc. bezieht, ist Mobilität die Möglichkeit, die Strecke zwischen A und B zurückzulegen. Menschen wollen heute komfortabel mobil sein und sind dabei in der Regel nicht auf eine bestimmte Verkehrsart fixiert. Hinzukommt, dass wir alle viel mobiler sind als früher und dass die Rahmenbedingungen sich ebenfalls geändert haben.
Ein VEP muss daher mehr sein als ein Plan für möglichst störungsfreien Autoverkehr. Ziel der Stadt Erlangen war es, einen ganzheitlichen und integrierten VEP zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich in Erlangen umweltverträgliche, effiziente und nachhaltige Strukturen in puncto Verkehr schaffen lassen. Zusätzlich sind neue Formen der Mobilität gefragt sowie vernetztes Denken, digitale Mobilitätsangebote und modernes Mobilitätsmanagement. Mit dem VEP 2030 ist genau das gelungen.
Zusammengefasst liegen den Zielen folgende grundsätzliche Überlegungen zugrunde:
- Die Ziele des VEPs 2030 sollen alle Verkehrsarten beinhalten und bündeln
- Die Ziele sollen auf eine nachhaltige Stadt- und Verkehrsentwicklung ausgerichtet sein
- Für die Ausarbeitung der Ziele soll ein möglichst großer gesellschaftlicher Konsens gefunden werden
- Die Ziele sollen vom Stadtrat beschlossen werden
Zur Philosophie des VEPs 2030 Erlangen gehört die frühzeitige und umfassende Einbindung der gesamten Bevölkerung. Von Anfang an waren alle Bürger*innen dazu aufgerufen, mitzumachen und ihre Meinung klar zu äußern. Im Zentrum des Beteiligungskonzepts: das Forum Verkehrsentwicklungsplan, in dem sich so gut wie jede*r repräsentiert fühlen durfte und das regelmäßig zusammentrat. Vertreten waren unter anderem wichtige Interessensverbände, Vereine, Initiativen, die großen Arbeitgeber*innen der Stadt und ebenso die Arbeitnehmer*innen. Das Forum tagte von November 2013 bis Dezember 2020 insgesamt 19 Mal.
Das Forum Verkehrsentwicklungsplan hat zwar keine Entscheidungen getroffen, aber den gesamten Prozess begleitet, die Expert*innen beraten und Empfehlungen ausgesprochen. Dazu kamen Arbeitskreise, Infoveranstaltungen, Online-Beteiligungen, Stadtspaziergänge etc. Zudem wurde der aktuelle Stand stets auf der Homepage des VEPs und in den Sozialen Medien veröffentlicht. Maximale Transparenz bei einem Thema, das alle angeht!
Der VEP 2030 sieht Erlangen als Teil der Region und endet nicht an den Stadtgrenzen, sondern bezieht das Umland ebenso mit ein wie die Nachbarstädte wie Nürnberg und Fürth. Die Attraktivität Erlangens zieht neben Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen, auch Bewohner*innen und Besucher*innen aus der ganzen Region an. Das erzeugt Verkehr, der in nachhaltige Bahnen gelenkt werden muss.
Für all das ist eine große Menge an Informationen nötig. So wurden jahrelang Daten gesammelt und ausgewertet. Im Blick dabei sowohl die Entwicklung bis heute als auch die Prognosen für das Jahr 2030. Anhand dieser Daten wurden Maßnahmenempfehlungen entwickelt, um die Ziele des VEPs 2030 zu erreichen.
Als Werkzeug, um die Wirkungen der geplanten Maßnahmen abzuschätzen und zielgerichtet zu arbeiten wurde das Verkehrsmodell DIVAN verwendet. Dabei handelt es sich um eine Datenbank mit stets aktuellen Informationen zur Anzahl der Einwohner*innen, Beschäftigten und Studierenden auf Ebene einzelner Stadtteile. Zusätzlich bildet das Verkehrsmodell das vorhandene Straßen- und Wegenetz in Erlangen und der Umgebung ab. Außerdem erhält man Angaben zur Verkehrsbelastung einzelner Straßen. Mit dem Verkehrsmodell lässt sich sogar eine Prognose für das Jahr 2030 darstellen. Es ist damit eine wichtige Entscheidungshilfe für die Verkehrsplanung, denn wenn die Ergebnisse die gewünschten Ziele bestätigen, kann das jeweilige Konzept weiterverfolgt werden.
Der VEP 2030 beleuchtet alle Mobilitätsmöglichkeiten in Erlangen – vom CarSharing bis zum Zu-Fuß-Gehen. Für eine zukunftsfähige Mobilität ist es wichtig, die verschiedenen Mobilitätsarten besser miteinander zu verknüpfen und so die Vielfalt zu stärken. Dafür werden sogenannte Mobilpunkte im Stadtgebiet umgesetzt. An diesen werden alle Verkehrsarten angeboten und miteinander vernetzt. Dazu gehören Radabstellplätze, möglicherweise ein Fahrradverleihsystem, Parkplätze für Autos, Haltestellen des ÖPNV sowie CarSharing-Fahrzeuge – und all das barrierefrei zu Fuß erreichbar von dicht besiedelten Wohngebieten und den Standorten großer Arbeitgeber*innen.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Der ÖPNV ist in der Stadt Erlangen stark ausbaufähig, besonders bei den Wegen über die Stadtgrenze hinaus. Busse und Bahnen attraktiver zu machen, kann daher sehr effektive Anreize bieten, um speziell Pendelnde zum Umsteigen zu bewegen. Mit dem VEP 2030 liegen praxisnahe Lösungen vor, um mehr Fahrgäste für den ÖPNV zu gewinnen. Dazu gehören unter anderem umsteigefreie Direktverbindungen, eine stärkere Orientierung der Buslinien an den Standorten großer Unternehmen und der Universität sowie die Stadt-Umland-Bahn (StUB). Letztere soll Erlangen mit Nürnberg im Süden sowie Herzogenaurach im Westen und langfristig mit Eschenau im Osten verknüpfen. Indem die StUB sowohl klassische innerstädtische Straßenbahn als auch Regionalstadtbahn ist sowie durch Park&Ride-Stationen ans Straßennetz angebunden wird, ist sie ein Paradebeispiel für die Symbiose der verschiedenen Arten der Mobilität.
Motorisierter Verkehr
Durch Erlangen führen zwei Autobahnen, eine Bundesstraße sowie einige Staats- und Kreisstraßen. Wer mit dem Auto ein bestimmtes Ziel erreichen will, hat dafür häufig mehrere Möglichkeiten. Negative Folgen sind ein hoher Anteil von Kraftfahrzeugen am Gesamtverkehr sowie damit verbunden Lärm, Abgase und ein immenser Bedarf an Fläche für das Fahren und Parken.
Der VEP 2030 zielt daher darauf ab, den Kfz-Verkehr auf geeigneten Straßen zu bündeln und gleichzeitig die anderen Straßen durch entsprechende Maßnahmen vom Autoverkehr zu entlasten. Dafür wurde ein Vorzugsnetz mit Straßen erster und zweiter Ordnung entwickelt. Berücksichtigt werden dabei auch die Einfallstraßen aus bedeutenden Nachbarorten; denn vor allem der Durchgangsverkehr und der überörtliche Verkehr sollen auf das Vorzugsnetz konzentriert werden.
Neben den Straßennetzen werden sich die Fahrzeuge selbst wandeln. Um auf mehr Elektroautos vorbereitet zu sein, sieht der VEP 2030 den Ausbau von öffentlichen E-Ladesäulen vor. Solche Ladesäulen für E-Autos sollen auch an den Mobilitätsstationen stehen.
Ruhender Verkehr
Zum Verkehr gehört nicht nur der fließende, sondern auch der ruhende. Parkende Autos, Motorräder, Lastkraftwagen und Fahrräder benötigen, Platz und der ist gerade in der Innenstadt sehr knapp. Zudem kann der Raum für Fußgänger*innen eingeengt werden, wenn Teile der Gehsteige zum Parken genutzt werden. Dadurch verringert sich sowohl die Aufenthaltsqualität als auch die Verkehrssicherheit.
Um ein zukunftsfähiges Parkraumkonzept zu erarbeiten, wurden auf der Grundlage der derzeitigen Gegebenheiten und Handlungsfeldern die wichtigsten Ziele erarbeitet. Themen, wie die Reduzierung des Gehwegparkens, die Neustrukturierung der Tarifsysteme oder auch die Mehrfachnutzung von Stellplätzen sollen sukzessive angegangen werden. Durch die geplanten Maßnahmen werden im Innenstadtbereich Stellplätze entfallen, was durch geeignete Lösungen kompensiert werden soll. Dazu gehört unter anderem die Förderung von Park&Ride und des Umweltverbunds, um Fahrten mit dem privaten Pkw im Allgemeinen zu reduzieren.
Radverkehr
Die Voraussetzungen für den Radverkehr in Erlangen sind gut: kurze Wege, wenig Steigung und ein gut ausgebautes Radwegenetz. Daher wird Erlangen bereits als Fahrradstadt bezeichnet. Dennoch kann der Anteil der Radler*innen am Gesamtverkehr weiter ausgebaut werden. Damit auch diejenigen sich öfter aufs Rad setzen, die momentan eher das Auto nehmen, muss das Radfahren in Erlangen einfacher, schneller, bequemer und sicherer werden.
Deshalb wurde sich eine große Bandbreite an Verbesserungen überlegt. Radschnellverbindungen, eine Verdichtung des Radwegenetzes, radfreundliche Beläge, den Vorrang für Radler*innen an wichtigen Achsen und die Freigabe von Einbahnstraßen in beide Richtungen zum Beispiel. Aber auch mobile Fahrradständer und mehr Fahrradanlehnbügel. Ziel des Ganzen ist es vor allem das Radfahren sicherer und attraktiver zu machen. Der Radverkehrsanteil soll im Binnen- als auch im Gesamtverkehr bis 2030 deutlich zunehmen.
Fußverkehr
Ein Teil jedes Weges wird zu Fuß zurückgelegt. Der VEP 2030 will diese umweltschonende, platzsparende und zudem gesunde Form der Mobilität gezielt unterstützen – zum Beispiel mit ausreichend breiten und freien Gehwegen, dem Führen der wichtigsten Fußwege durch verkehrsberuhigte Bereiche und Tempo-30-Zonen, Wegweisern auch für Fußgänger*innen, besseren Querungsmöglichkeiten sowie einer gesteigerten Aufenthaltsqualität. Im Rahmen des VEPs 2030 wurden entsprechende Qualitätsstandards für Fußwegeverbindungen erstellt, die bei künftigen Planungen berücksichtigt werden.
Neben der Förderung des Fußverkehrs soll dessen Stellenwert aufgezeigt und der Fußverkehr als eigenständige Verkehrsart in der Stadtverwaltung, der Politik und der Öffentlichkeit verankert werden.
Mobilitätsmanagement
Mobilitätsmanagement kann man als Vermittlung zwischen dem Mobilitätsangebot und der Verkehrsnachfrage bzw. den Mobilitätsbedürfnissen der verschiedenen Zielgruppen (Bürger*innen, Unternehmen, etc.) verstehen. Entsprechende Maßnahmen können sein: Kommunikation, Information, Beratung, Motivation, Bildung und Erziehung. Das verbindende Ziel dabei ist, eine nachhaltigere Mobilität zu fördern.
Durch ein dauerhaftes und systematisches Mobilitätsmanagement kann das Mobilitätsverhalten gezielt gesteuert und rund fünf Prozent des privaten Kfz-Verkehrs vermieden bzw. verlagert werden. Daher sollen in Erlangen entsprechende Projekte umgesetzt werden. Mobilitätsmanagementangebote sollten sich dabei zunächst an die Zielgruppen Neubürger*innen, große Unternehmen, Kinder und Jugendliche sowie Studierende richten.
Das im Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplan ausgearbeitete und abgestimmte Gesamtverkehrskonzept beinhaltet zahlreiche Einzelmaßnahmen. Mit deren Umsetzung sollen die strategischen Ziele des VEPs 2030 erreicht werden. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Konzepte samt ihren Maßnahmen innerhalb von zehn bis 15 Jahren umgesetzt werden können.
Die Umsetzungsergebnisse, -fortschritte und Wirkungen werden durch eine begleitende Evaluation vertieft überprüft, um ggf. die Inhalte des VEPs anzupassen bzw. zu überarbeiten. Der VEP 2030 ist also kein abgeschlossenes Projekt, sondern wird kontinuierlich weiterentwickelt und parallel dazu nach und nach umgesetzt. So kann sich der VEP 2030 an tatsächlich eintretende verkehrliche, ökonomische und soziale Entwicklungen anpassen. Das ist wichtig, denn die Eigendynamik von Erlangen, aber auch die langjährigen Auswirkungen von Corona auf das Verkehrsverhalten in der Zukunft lassen sich zum heutigen Zeitpunkt nur ansatzweise abschätzen. Gleiches gilt für die Einführung des 365-Euro-Tickets oder des E-Tickets, den vielfältigeren Einsatz von Lastenrädern sowie Entwicklungen beim (teil)autonomen Fahren und bei der Elektromobilität.
Als nächstes anstehende Projekte sind unter anderem die Umsetzung eines Parkraumkonzepts für die Innenstadt, die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes und die Planungen für Radschnellverbindungen nach Nürnberg, Herzogenaurach, Fürth und Bamberg. Auch sollen Fahrradstraßen in einem einheitlichen Standard umgestaltet bzw. eingerichtet werden. Weiterhin ist eine Überarbeitung der kommunalen Stellplatzsatzung im Jahr 2021 vorgesehen. Der intensive Austausch mit den Bürger*innen sowie den weiteren Interessensträger*innen soll dabei beibehalten werden.
Mit all diesen Projekten entwickelt der Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplan die Mobilität in Erlangen fortlaufend weiter und macht sie zukunftsfähig. Schlussendlich sollen die Verkehrsabläufe in der Stadt so verträglich gestaltet werden, dass die Bürger*innen gerne in Erlangen leben.
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